Präqualifizierung im Baugewerbe – Ausschreibungsverfahren vereinfachen

Welcher Unternehmer kennt nicht die vielen Hürden in Form von Unternehmensdaten und Nachweisen, die er für die Teilnahme an einer öffentlichen Ausschreibung vorlegen muss? Ein immer wiederkehrender Zeitfresser, der viel Arbeitszeit kostet und umso ärgerlicher ist, wenn der Auftrag dann an ein anderes Unternehmen vergeben wird. Auch Aufträge mit höherem Auftragsvolumen bleiben einem Unternehmen oft verwehrt, wenn ihm eine Präqualifikation fehlt. 

Doch was genau ist eigentlich eine Präqualifikation?

Die Präqualifikation im Bauwesen bietet mittleren und größeren Handwerksbetrieben eine smarte Möglichkeit, ihre Eignung für öffentliche Aufträge zu demonstrieren, ohne den üblichen bürokratischen Aufwand. Dieser Prozess ist eine Weiterentwicklung der klassischen Eignungsprüfung, die bei jeder Ausschreibung erforderlich war, und entspricht den Anforderungen der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB).

Statt bei jeder Ausschreibung erneut Nachweise zu erbringen, können Unternehmen ihre Unterlagen einmalig bei einer Präqualifizierungsstelle einreichen. Diese Nachweise umfassen Aspekte wie Leistungsfähigkeit, Sachkunde und Zuverlässigkeit. Einmal präqualifiziert, wird das Unternehmen in eine öffentlich einsehbare Liste aufgenommen. Bei zukünftigen Ausschreibungen reicht dann ein einfacher Verweis auf diese Liste, um die Eignung zu belegen.

Für Handwerksbetriebe, die regelmäßig an öffentlichen Ausschreibungen interessiert sind, bedeutet dies eine erhebliche Erleichterung. Der Prozess spart nicht nur Zeit und Kosten, sondern macht die Teilnahme an Ausschreibungen wesentlich unkomplizierter und effizienter. 

Durch die Präqualifikation können sich Unternehmen besser auf ihre Projekte konzentrieren und gleichzeitig ihre Chancen auf öffentliche Aufträge erhöhen. So wird die Geschäftstätigkeit optimiert und der Weg zu langfristigen Partnerschaften mit öffentlichen Auftraggebern geebnet. 

Doch wer kann sich überhaupt präqualifizieren lassen?

Man spricht hier von Komplettleistungen und Leistungsbereichen, die präqualifiziert werden können. So ist für die Präqualifikation einer Komplettleistung mindestens ein Einzel-Leistungsbereich erforderlich, kombiniert mit dem Nachweis von drei Referenzen.

Tiefbau

Erdbau

  • Brunnenbauarbeiten: Bau und Installation von Brunnen.
  • Erdbauarbeiten: Bodenbewegung, Aushub, Verdichtung.
  • Nassbaggerarbeiten: Baggerarbeiten in Gewässern.

Leitungsbau

  • Mikrotunnelsysteme und Rohrvortriebsarbeiten: Grabenlose Rohrverlegungstechniken.
  • Kabelverlegearbeiten: Verlegen von Strom- und Kommunikationskabeln.
  • Entwässerungskanalarbeiten: Bau und Wartung von Abwasserleitungen.
  • Druckrohrleitungsarbeiten im Erdreich: Installation von Druckleitungen.

Entwässerung

  • Dränarbeiten: Bau von Dränagen für Wasserableitung.
  • Wasserhaltungsarbeiten: Maßnahmen zur Wasserabsenkung.

Landschaftsbau

  • Landschaftsbauarbeiten: Bau von Grün- und Außenanlagen.

Gründung, Verbau, Baugrund

  • Ramm-, Rüttel- und Pressarbeiten: Pfahlgründung und Bodenstabilisierung.
  • Bohrarbeiten: Erkundung und Erschließung des Baugrunds.
  • Düsenstrahlarbeiten: Einsatz von Hochdruckstrahlen zur Bodenstabilisierung.
  • Verbauarbeiten: Sicherung von Baugruben.
  • Schlitzwandarbeiten mit stützender Flüssigkeit: Bau von Schlitzwänden.
  • Druckluftarbeiten: Arbeiten in druckveränderlichen Räumen zur Baugrundverbesserung.
  • Einpressarbeiten: Bodenverdichtung und Stabilisierung.

Hochbau

Rohbau, Tragwerk für Bauwerke

  • Spannbetonarbeiten: Einsatz von vorgespannten Betonbauteilen.
  • Betonfertigteilarbeiten: Nutzung von Fertigbetonelementen.
  • Seilsysteme: Installation von Seilkonstruktionen zur Unterstützung.
  • Betonarbeiten: Bau und Errichtung von Betontragwerken.
  • Stahlbauarbeiten: Konstruktion von Stahlbauten.
  • Maurerarbeiten: Errichtung von Mauern und Fassaden.
  • Zimmer- und Holzbauarbeiten: Bauwerke aus Holz und Holzstrukturen.
  • Betonerhaltungsarbeiten: Reparatur und Erhaltung von Betonbauten.

Gebäudehülle und Innenausbau

  • Putzarbeiten: Aufbringen von Putzschichten.
  • Fliesen- und Plattenarbeiten: Verlegen von Fliesen und Platten.
  • Holzpflasterarbeiten: Verlegung von Holzpflaster.
  • Bodenbelagsarbeiten: Installation von Bodenbelägen.
  • Rollladenarbeiten: Installation von Rollläden und Sonnenschutzsystemen.
  • Maler-, Lackierarbeiten, Beschichtungen und Tapezierarbeiten: Innen- und Außengestaltung.
  • Parkettarbeiten: Verlegen von Parkettböden.
  • Abdichtungsarbeiten, Beschichtungen: Schutz vor Wasser und Feuchtigkeit.
  • Konstruktive Fassadenarbeiten: Errichtung von Fassadensystemen.
  • Wärmedämm-Verbundsysteme: Installation von Wärmedämmungen.
  • Gussasphaltarbeiten: Anwendung von Gussasphalt im Bau.
  • Natur- und Betonwerksteinarbeiten: Verarbeitung von Natur- und Betonsteinen.
  • Verglasungsarbeiten: Einbau von Verglasungen.
  • Trockenbauarbeiten: Errichtung von nichttragenden Innenwänden.
  • Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten: Abdichtung und Eindeckung von Dächern.
  • Tischlerarbeiten: Herstellung und Einbau von Holzkomponenten.
  • Estricharbeiten: Herstellung von Estrichböden.
  • Beschlagarbeiten: Anbringen von Beschlägen.
  • Metallbauarbeiten: Anfertigung und Montage von Metallstrukturen.
  • Klempnerarbeiten: Installation und Wartung von Klempnerarbeiten.

Technische Gebäudeausrüstung

  • Dämm- und Brandschutzarbeiten an technischen Anlagen: Isolierung und Brandschutz.
  • Gebäudeautomation: Automatisierung von Gebäudetechniksystemen.
  • Raumlufttechnische Anlagen: Belüftungs- und Klimaanlagen.
  • Elektroarbeiten: Elektroinstallation und Wartung.
  • Heizanlagen und zentrale Wassererwärmungsanlagen: Heizsysteme und Warmwasserbereitung.
  • Fördertechnik (Aufzüge, Fahrtreppen und Personenbeförderungsanlagen): Installation und Wartung von Aufzügen.
  • Blitzschutzanlagen: Errichtung von Blitzschutzsystemen.
  • Brandschutzsysteme: Installation von Brandschutzmaßnahmen.
  • Sonstige Gebäudeausrüstung: Weitere technische Ausstattungen.
  • Gas-, Wasser- und Entwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden: Planung und Ausführung von Sanitäranlagen.

Ablauf der Präqualifikation

Bevor man sich für eine Präqualifikation entscheidet, möchte man den Aufwand einschätzen, die diese mit sich bringt. Hier eine grundlegende Gliederung der verschiedenen Schritte, die für eine Präqualifikation notwendig sind:

1. Vorbereitung und Dokumentensammlung

Zu Beginn müssen die wesentlichen Nachweise gemäß § 6a Abs.2 VOB/A von verschiedenen Stellen beschafft werden. Diese umfassen:

– **Steuerbescheinigungen vom Finanzamt**: Diese geben Auskunft darüber, ob das Unternehmen Steuerrückstände hat und seine steuerlichen Pflichten erfüllt.

– **Bescheinigungen von der Kommunalverwaltung**: Hierzu gehören Nachweise, dass keine Steuerrückstände bestehen, sowie ein Auszug aus dem Bundes- und Gewerbezentralregister, der Informationen zu eventuell entzogenen Erlaubnissen, Bußgeldentscheidungen oder strafgerichtlichen Verurteilungen enthält.

– **Krankenkassenbescheinigung**: Diese bestätigt die regelmäßige Abführung von Beiträgen zur Krankenversicherung.

– **Unbedenklichkeitsbescheinigungen**:

  – Von der Berufsgenossenschaft.

  – Von der Sozialkasse.

– **Insolvenzgerichtbescheinigung**: Bestätigung, dass keine Insolvenzverfahren gegen das Unternehmen eröffnet wurden.

Zusätzlich sind folgende Dokumente erforderlich:

– **Gewerbeanmeldung**: Nachweis über die offizielle Registrierung des Gewerbes.

– **Berufs- und Handelsregistereintragung**: Bestätigung der Eintragung in das entsprechende Register.

– **Nachweise über Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung**: Dokumentation der bestehenden Versicherungen.

– **Mitgliedschaftsnachweise**: Zugehörigkeit zur Industrie- und Handelskammer oder zur Handwerkskammer.

– **Referenzen**: Dokumentation bisheriger Projekte und Leistungen.

2. Einreichung bei der Präqualifizierungsstelle

Nachdem alle erforderlichen Dokumente gesammelt wurden, müssen diese bei einer ausgewählten Präqualifizierungsstelle eingereicht werden. Diese Stelle ist dafür verantwortlich, die Unterlagen auf Vollständigkeit und Richtigkeit zu prüfen.

3. Eignungsprüfung

Die Präqualifizierungsstelle führt eine einmalige Prüfung der eingereichten Nachweise durch. Dabei wird festgestellt, ob das Unternehmen die festgelegten Anforderungen erfüllt. Diese Prüfung umfasst alle oben genannten Dokumente und Bescheinigungen.

4. Erhalt der Präqualifizierungsurkunde

Wenn das Unternehmen den Anforderungen gerecht wird, erhält es eine Präqualifizierungsurkunde. Diese Urkunde gilt als Nachweis der auftragsunabhängigen Eignung und hat eine Gültigkeit von einem Jahr. Während dieser Zeit entfällt die Notwendigkeit, bei jeder Ausschreibung die gleichen Nachweise erneut einzureichen, was den Prozess erheblich vereinfacht.

5. Verlängerung der Präqualifikation

Kurz vor Ablauf des einjährigen Gültigkeitszeitraums informiert die Präqualifizierungsstelle das Unternehmen über die bevorstehende Erneuerung. Das Unternehmen hat dann die Möglichkeit, die Präqualifikation für ein weiteres Jahr zu verlängern, indem es die erforderlichen Nachweise erneut einreicht.

Wo kann die Präqualifizierung durchgeführt werden?

Der Verein und seine Präqualifizierungsstellen

In Deutschland gibt es den „Verein für die Präqualifizierung von Bauunternehmen“, der sechs anerkannte Präqualifizierungsstellen betreibt. Diese Stellen sind dafür verantwortlich, die Eignung von Bauunternehmen für öffentliche Bauaufträge zu prüfen und die Unternehmen in eine zugängliche Liste aufzunehmen. Hier sind die Kontaktdaten der Stellen:

  1. DVGW Cert GmbH
    • Ort: Bonn
    • Telefon: +49 (0)228 9188 0
    • Telefax: +49 (0)228 9188 990
    • E-Mail: info@dvgw-cert.de
    • Internet: www.dvgw-cert.de
  2. DQB – Deutsche Gesellschaft für Qualifizierung und Bewertung GmbH
    • Ort: Wiesbaden
    • Telefon: +49 (0)611 532826 0
    • Telefax: +49 (0)611 532826 99
    • E-Mail: info@dqb.info
    • Internet: www.dqb.info
  3. VMC Präqualifikation GmbH
    • Ort: Berlin
    • Telefon: +49 (0)30 2062295 0
    • Telefax: +49 (0)30 2062295 29
    • E-Mail: info@vmc-pq.de
    • Internet: www.vmc-pq.de
  4. Zertifizierung Bau GmbH
    • Ort: Berlin
    • Telefon: +49 (0)30 21498 0
    • Telefax: +49 (0)30 21498 210
    • E-Mail: info@zert-bau.de
    • Internet: www.zert-bau.de
  5. Pöyry Deutschland GmbH
    • Ort: Mannheim
    • Telefon: +49 (0)621 170190
    • Telefax: +49 (0)621 17019111
    • E-Mail: info@poyry.de
    • Internet: www.poyry.de
  6. PQ-Bau GmbH
    • Ort: Bad Honnef
    • Telefon: +49 (0)2224 9384 35
    • Telefax: +49 (0)2224 9384 930
    • E-Mail: info@pq-bau.com, c.dornbruch@kanalbau.com
    • Internet: www.pq-bau.com


Präqualifikation – Was kostet das?

Lohnt sich die Präqualifikation? Bevor man das begeistert bejaht, möchte man natürlich die Kosten überschauen, welche diese mit sich bringt. Auch hier haben wir Informationen zusammengetragen, die für einen groben Überblick sorgen. Bitte haben Sie Verständnis, dass sich diese natürlich ändern können. Fragen Sie am besten nicht nur bei einer Stelle an, sondern holen Sie sich Informationen von mehreren Stellen ein, um hier vergleichen zu können.

Hier ist eine Zusammenfassung der Kostenstruktur und Leistungen im Zusammenhang mit der Präqualifikation von Bauunternehmen, basierend auf den von dir bereitgestellten Informationen:

Kostenstruktur und Leistungen für die Präqualifikation

Die Präqualifikation von Bauunternehmen umfasst mehrere Leistungen und Kostenpositionen, die für die Aufnahme und Aufrechterhaltung im amtlichen Verzeichnis der präqualifizierten Unternehmen erforderlich sind. Hier ist die detaillierte Aufschlüsselung:

1: Antrag auf Erstpräqualifikation

Leistungen: 

  – Prüfung und Anforderung von Dokumenten, Nachweisen und Referenzen.

  – Erfassen oder Ändern der Stammdaten.

  – Erstellen des Datensatzes einschließlich Referenzen.

  – Einstellen in das amtliche Verzeichnis der präqualifizierten Unternehmen.

  – Erstellen der PQ-Bescheinigung.

  Kosten:

  – Grundbeitrag einschließlich zwei Leistungsbereiche: **450,- €**.

  – Zusätzliche Leistungsbereiche: **90,- €** pro Bereich.

2: Aufrechterhaltung der Präqualifikation

Leistungen: 

  – Anfordern und Prüfen der zur Aktualisierung erforderlichen Dokumente.

  – Ändern der Stammdaten und Einstellen in das amtliche Verzeichnis.

  – Erstellen der geänderten PQ-Bescheinigung.

Kosten:

  – Grundbeitrag: **450,- €** pro Jahr.

  – Je Leistungsbereich: **60,- €**.

3: Zusätzliche Leistungsbereiche

Leistungen: 

  – Prüfen und Einstellen zusätzlicher Referenzen in das amtliche Verzeichnis.

  – Erstellen der geänderten PQ-Bescheinigung.

  Kosten:

  – Je Leistungsbereich: **60,- €**.

4: Referenzen

Leistungen:

  – Prüfen und Einstellen von Referenzen, wenn die Anzahl von 3 Referenzen je Leistungsbereich überschritten wird.

Kosten:

  – Je zusätzliche Referenz: **10,- €**.

5: Nicht beendete Prüfungen

Leistungen:

  – Prüfen von Unterlagen nach Antragstellung und Auftragsbestätigung, sofern die Prüfung nicht abgeschlossen wird aus Gründen, die in der Verantwortung des Kunden liegen.

Kosten:

  – Pauschal: Hälfte der nach Pos. 1 fälligen Gebühr.

6: Zusätzliche Gebühr bei temporären Aussetzungen

Leistungen:

  – Wiederholtes Prüfen, Schriftverkehr und Vorbereitungen für temporäres Aussetzen und Wiedereinsetzen in die amtliche Liste bei Ablaufen von Zertifizierungsanforderungen.

Kosten:

  – Je Vorgang: **100,- €** pauschal.


Quelle: https://www.pq-bau.com/fileadmin/user_upload/230801_gebuehrenordnung.pdf

Fazit

Die Präqualifikation im Baugewerbe ist ein effektiver Weg, um den Zugang zu öffentlichen Ausschreibungen zu erleichtern und den administrativen Aufwand zu reduzieren. Durch die zentrale Erfassung und einmalige Prüfung der Unternehmensdaten und Nachweise sparen Bauunternehmen Zeit und Ressourcen. Dies macht den gesamten Ausschreibungsprozess effizienter und bietet eine langfristige Chance, sich als zuverlässiger Partner für öffentliche Auftraggeber zu etablieren. Die anfallenden Kosten für die Präqualifikation, die je nach Leistungsbereichen variieren können, sind eine lohnenswerte Investition in die Wettbewerbsfähigkeit und Marktpräsenz eines Unternehmens. Mit der richtigen Vorbereitung und durchdachter Planung kann die Präqualifikation eine wesentliche Rolle in der strategischen Ausrichtung eines Bauunternehmens spielen.

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