Opportunitätskosten im Handwerk

Was sind eigentlich Opportunitätskosten, und welche Bedeutung haben sie für mich im Handwerk? Warum können diese Kosten für mich und meinen Betrieb so entscheidend sein, und wie kann ich sie möglichst gering halten oder überhaupt erst einmal feststellen? Um dem Ganzen wenigstens etwas Brisanz zu nehmen, sei eines vorweggenommen: Die Opportunitätskosten haben ihre Berechtigung, und deren Feststellung ist als zeitlicher Invest zu verstehen, der oft mit unternehmerischen Entscheidungen und Strategiewechseln im Großen sowie der Anpassung von Prozessen bzw. Arbeitsabläufen im Kleinen einhergeht und Berücksichtigung finden sollte.

Eine kurze Erklärung zu Opportunitätskosten:

Opportunitätskosten sind grob beschrieben die fiktiven Kosten, die entstehen, wenn Sie sich als Unternehmer gegen eine bestimmte betriebliche Alternative in der Abwicklung Ihrer Geschäfte überlegen. Hierbei geht es immer um den Verzicht auf den Umsatz oder Nutzen einer plausiblen Alternative. Um Ihnen diesen Sachverhalt zu verdeutlichen, möchten wir hier ein paar Beispiele aufzeigen:

Entscheidung A beinhaltet den Erwerb einer neuen Kreissäge für die Werkstatt, die einen Großteil der anfallenden Arbeiten schneller durchführen kann, als es bisher der Fall war. Die Opportunitätskosten erwachsen hier aus der Möglichkeit B, stattdessen einen neuen Gabelstapler anzuschaffen, da der alte hohe Ausfallzeiten hat und es somit bis zu dessen Erneuerung zu einer geminderten Produktivität kommt.

Ein weiteres Beispiel für typische Opportunitätskosten wäre die Wahl zwischen verschiedenen Auftragskonstellationen. Entscheide ich mich für A, einen Großauftrag, oder für B, mehrere kleinere Aufträge, die einen geringeren Wert für mich erzeugen und mit einem höheren Aufwand verbunden sind? Nehmen wir an, dass ich mich für A entscheide, würden die Opportunitätskosten aus dem Wegfall der kleineren Aufträge entstehen.

Ein weiteres Beispiel wäre eine typische Spezialisierung auf einen Marktbereich. Ein Tischler entscheidet sich dafür, künftig nur noch Restaurationsarbeiten durchzuführen. An welcher Stelle der Überlegung entstehen hier die Opportunitätskosten für den Tischler? Sie entstehen dadurch, dass er künftig keine Aufträge mehr annehmen wird, die allgemeine Tischlerarbeiten beinhalten. Somit schließt er sich von einem Teil des Marktes aus, was Leerlaufzeiten und den Wegfall lukrativer Aufträge bedeuten könnte.

Warum kann es für Sie als Leiter eines Handwerksbetriebes relevant sein? Warum entscheidet man hier nicht einfach aus dem Bauch heraus?

Die Kalkulation von Opportunitätskosten im Handwerk, wie in jedem anderen Geschäftsbereich auch, ist nicht immer direkt und einfach, da sie meist hypothetischer Natur ist. Jedoch gibt es einige grundlegende Schritte und Überlegungen, die Ihnen bei der Berücksichtigung helfen können:

Ich plane eine Unternehmung und habe hier eine für mich plausible und konkrete Vorstellung, doch wo liegen eigentlich die möglichen Alternativen? Und welchen Ertrag könnte ich hier möglicherweise erzielen bzw. wie hoch sind die Kosten anzusetzen? Kurz- und langfristig, direkt und indirekt?

Gut, das habe ich jetzt alles getan, was ist nun mein nächster Schritt? Sollten Sie sich diese Frage stellen, vergleichen Sie die beste Alternative mit jener Entscheidung, die Sie bisher favorisiert haben. Schnell wird sich herauskristallisieren, ob Ihre ursprüngliche Entscheidung auch wirklich die bessere ist.

Im Grunde genommen ganz einfach? Naja, nicht ganz. Denn es gibt nicht nur einen finanziellen und materiellen Wert, der berücksichtigt werden sollte. Auch das Wegbrechen von Kunden könnte eine Rolle spielen, ebenso deren Zufriedenheit, vielleicht eine Minderung des Firmenrufs, eine schlechte Bewertung im Internet oder auch die Zufriedenheit meiner Mitarbeiter.

Um aus der Feststellung der Opportunitätskosten einen Mehrwert generieren zu können, sollten diese regelmäßig erhoben werden. Erst dadurch lässt sich prüfen, ob die richtigen Entscheidungen getroffen worden sind und man vielleicht doch noch Alternativen ins Auge fassen sollte.

Sie werden längst erkannt haben, dass man oft instinktiv die Opportunitätskosten für sich erhoben hat und dass dies weit über die rein geschäftliche Praxis hinausgeht. Auch beschränken sich diese Überlegungen nicht auf das Handwerk, sondern sind allgemeingültig zu sehen.

Das Bewusstsein, sich diese Kostenart vor Augen zu führen, bringt eine Sensibilisierung mit sich, mit der man Alternativen tiefer und umfassender betrachtet, als man es vielleicht bisher getan hat, und vermeidet so vorschnelle Entscheidungen, die laufende Kosten verursachen könnten, die sich mit einer tieferen Überlegung bzw. Planung hätten vermeiden lassen.

Die Opportunitätskosten sind immer als dynamisch zu betrachten. Behalten Sie diese im Auge, auch wenn die Planungsphase eines Vorhabens schon lange zurückliegt. Zwischenzeitlich können sich Faktoren geändert haben, und es könnte sich lohnen, das Ganze noch einmal zu betrachten und die getroffenen Entscheidungen neu zu überdenken.

Die Überlegungen zu den Opportunitätskosten sind keine exakte Wissenschaft. Ihre persönlichen Erfahrungen werden durch konkret messbare Werte ergänzt und stellen in Summe für Sie die Kosten dar, anhand derer Sie zwischen verschiedenen Lösungsvorschlägen entscheiden. Das Maß, mit dem diese Überlegungen angestrengt werden, ergibt sich aus dem Wert des Auftrags oder der Bedeutung für das Unternehmen und dessen Erfolg. An mancher Stelle übertrieben und nicht zielführend, können Opportunitätskosten Ihnen bei der Steuerung Ihres Unternehmens helfen und einen echten Mehrwert bedeuten.

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