Das Thema Klima- und Umweltschutz wird zunehmend politisiert und damit auch gesellschaftlich polarisiert. Um dieses Thema ist ein regelrechter gesellschaftlicher Konflikt entstanden, dessen politische Sprengkraft nicht zu unterschätzen ist. Man spürt deutlich, wie weit die Menschen hier auseinander driften und oft auch innerhalb der Familie völlig gegensätzliche Positionen einnehmen.
Für viele Menschen sind die vom Menschen verursachten Veränderungen des Klimas und der natürlichen Zusammenhänge eine existenzbedrohende Gefahr, für andere sind sie zu abstrakt und zu wenig greifbar, um gravierende Veränderungen des eigenen Lebensstils in Kauf zu nehmen. Manchmal verändert auch das vorherrschende Wetter die Stimmung der Menschen: Ein Hitzesommer genügt, um dem grünen Thema Auftrieb zu geben, und eine verregnete Jahresmitte, um ihm wieder die Bedeutung zu nehmen. Wenn dann noch die Politik und Teile der Gesellschaft Einschnitte und Veränderungen im Lebensstil fordern, ist für viele Bürger das Maß voll und sie gehen auf die Barrikaden.
Herausforderungen für das Handwerk
Diese gesellschaftliche Spaltung spiegelt sich auch im Handwerk wider. Handwerker stehen vor der Herausforderung, einerseits wirtschaftlich arbeiten zu müssen, andererseits aber möglichst allen ökologischen Anforderungen gerecht zu werden, die Politik und weite Teile der Gesellschaft an sie stellen. Gesetzliche Regelungen und Vorgaben führen oft zu erheblichen Kostensteigerungen, die den unternehmerischen Erfolg durchaus schmälern können. Dabei stehen oft die Belastungen im Vordergrund und nicht die Notwendigkeit, die zu diesen Vorgaben führt, oder die Chancen, die sich daraus ergeben. Hinzu kommt, dass die verschiedenen Branchen unterschiedlich stark betroffen sind und die auftretenden Probleme unterschiedlich wahrgenommen werden. Energie- und Materialpreise, neue Anforderungen an Maschinen und Geräte stehen Förder- und Unterstützungsprogrammen gegenüber, die erst einmal überblickt und beantragt werden müssen, von den Bearbeitungszeiten ganz zu schweigen.
Hier sind Flexibilität und Tatkraft gefragt, um sich der neuen Situation zu stellen. Im Bewusstsein, dass auch die Konkurrenz vor diesen Herausforderungen steht, ist das Gut der ersten Stunde die Information. Aber welche brauche ich und wo bekomme ich sie?
An erster Stelle sind hier die Handwerkskammern zu nennen, die Seminare, Workshops und Beratungen anbieten und somit eine gute Quelle für Best Practices und aktuelle Vorschriften sind. Hier gibt es eine Vielzahl von Quellen und Möglichkeiten wie z.B. Das Handwerk (www.handwerk.de) oder der Zentralverband des Deutschen Handwerks (www.zdh.de/)
Auch die Behörden stellen eine Vielzahl von Informationen über Änderungen der Umweltgesetzgebung, Förderprogramme oder Zertifizierungsanforderungen zur Verfügung. Diese sind auf den Websites der lokalen, regionalen oder nationalen Behörden zu finden. Hier sei das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (www.bmu.de) genannt wie auch das Umweltbundesamt (www.umweltbundesamt.de).
Fachmessen und Tagungen bieten oft interessante und vor allem neue Lösungsansätze für verschiedene Herausforderungen, die einen echten Mehrwert für den eigenen Betrieb bieten können. Auch der Austausch mit anderen Handwerkern sorgt hier für neue Impulse und einen wertvollen Erfahrungsaustausch. Auch der Netzwerkgedanke kommt hier zum Tragen, denn es können Kontakte geknüpft werden, die einen schnellen und erfolgversprechenden Erfahrungsaustausch ermöglichen. Eine Möglichkeit wäre hier die Internationale Handwerksmesse (www.ihm.de) und eine grundlegende Informationsmöglichkeit zum Thema Messen, die Plattform messen.de (www.messen.de).
Fachzeitschriften, Blogs und Online-Publikationen, die sich auf das Handwerk und einzelne Gewerke konzentrieren, veröffentlichen regelmäßig Artikel und Studien zu nachhaltigen Techniken und Materialien. Renommierte Fachleute veröffentlichen hier Informationen, die auf entscheidende Veränderungen im Markt, in der Materialbeschaffung oder in den gesetzlichen Bestimmungen hinweisen, begleitet von Lösungsansätzen und weiteren Informationsmöglichkeiten. Eine sehr renommierte Plattform stellt dabei die Deutsche Handwerks Zeitung dar (www.deutsche-handwerks-zeitung.de) oder auch das Handwerk Magazin (www.handwerk-magazin.de).
Online-Kurse und Webinare sind eine weitere Möglichkeit, die eigene Kompetenz im Bereich Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu erhöhen. Hier kann man sich nicht nur Wissen aneignen, sondern auch Zertifikate erwerben, die belegen, dass man sich erfolgreich mit diesen Themen auseinandergesetzt hat und bereit ist, sich mit dem eigenen Unternehmen in diese Richtung zu bewegen. Auch hier geben wir gerne zwei Anregungen, wie man sich informieren kann. Zum einen sei hier Coursera genannt (www.coursera.org) zum anderen Udemy (www.udemy.com).
Eine weitere Möglichkeit, den eigenen Betrieb in diesen Punkten voranzubringen, stellen Beratungsunternehmen dar. Mit sehr fundiertem Wissen werden hier die eigenen innerbetrieblichen Strukturen unter die Lupe genommen und notwendige und mögliche Veränderungen aufgezeigt, die man selbst nicht auf dem Schirm hatte oder am liebsten ignoriert hätte. Denn neben allen externen Betrachtungen stellt der eigene Erfahrungs- und Erlebnishorizont eine weitere Hürde dar, die es erst einmal zu überwinden gilt. Gerade wenn es um einschneidende und als riskant empfundene Veränderungen geht. Hier bietet das Internet viele Möglichkeiten, sich über entsprechende Anbieter zu informieren.
Chancen erkennen und nutzen
Informationen bringen neue Erkenntnisse mit sich und diese wollen entschlossen umgesetzt sein. Viele Unternehmer bzw. Geschäftsführer stehen hier vor einem Hindernis, welches nur schwer zu bewältigen ist. Teure Investitionen stehen im Raum, neue Kontakte, welche erst einmal etabliert sein wollen, Veränderungen in den eigenen betrieblichen Strukturen, die vielleicht auch auf Widerstand stoßen oder Frust in den Reihen der Belegschaft mit sich bringen. Was hier hilft ist die Tatsache, dass auch die Mitbewerber vor den gleichen oder zumindest sehr ähnlichen Herausforderungen stehen.
In Zeiten gravierender globaler, gesellschaftlicher und technologischer Veränderungen entscheiden das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Anpassungen und der Wille zur Umsetzung darüber, ob ich weiterhin erfolgreich am Markt agieren und mich im Wettbewerb behaupten kann. Ein Gespür für Trends, Stimmungen in der Gesellschaft und ein offenes Auge und Ohr für die eigenen Kunden bieten Möglichkeiten, sensibel auf Bedürfnisse und Anforderungen zu reagieren. Dies betrifft nicht nur die eigene Kalkulation, sondern auch das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit.
Finanzielle Hürden
Tiefgreifende betriebliche Veränderungen in Richtung Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind teure Investitionen. Solarzellen auf dem Dach, besonders effiziente Maschinen und umweltfreundliche Materialien kosten Geld und amortisieren sich nur langsam. Deshalb lohnt es sich, sich über entsprechende Fördermaßnahmen zu informieren, die von verschiedenen Institutionen und Behörden angeboten werden.
So bietet die KfW Bankengruppe (Kreditanstalt für Wiederaufbau) Förderkredite für kleine und mittlere Unternehmen einschließlich Handwerksbetriebe an, die in Energieeffizienz und erneuerbare Energien investieren wollen.
Die entsprechenden Programme finden Sie hier:
- ERP-Umwelt- und Energieeffizienzprogramm: Förderung für Investitionen in Umweltschutz und Energieeffizienz.
- KfW-Energieeffizienzprogramm: Finanzierung von Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz in Unternehmen.
Auch das BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) bietet Zuschüsse und Förderkredite speziell für Energieeffizienzmaßnahmen und den Einsatz erneuerbarer Energien an. Die Programme umfassen
- Förderprogramm Energieberatung Mittelstand: Zuschüsse für Energieberatungen, die darauf abzielen, Energieeffizienzpotenziale in kleinen und mittleren Unternehmen zu identifizieren.
- Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG): Förderung für Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden.
Eine weitere Möglichkeit stellt die Umwelt-Bank dar, welche spezielle Kredite für Projekte, die einen positiven Umwelteinfluss haben. Ihre Angebote umfassen Finanzierungen für:
- Photovoltaikanlagen
- Energieeffiziente Sanierungen
- Nachhaltige Neubauten
Auch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt bietet Förderungen im Bereich Umweltschutz an. Sie fördert Projekte, die innovative Ansätze zur Lösung von Umweltproblemen bieten.
Auch die Bundesländer bieten Förderkredite und Zuschüsse für nachhaltige Entwicklungen an. Da diese Programme sehr unterschiedlich sind, empfiehlt es sich, bei der örtlichen Handwerkskammer oder Wirtschaftsförderung nachzufragen.
Antragsstellung und Beratung
Die Beantragung von Förderkrediten kann komplex sein und erfordert oft detaillierte technische und finanzielle Unterlagen. Viele Institutionen bieten daher Beratungsleistungen an, um Unternehmen bei der Antragstellung zu unterstützen. Es ist empfehlenswert, diese Angebote in Anspruch zu nehmen, um die Erfolgschancen bei der Antragstellung zu erhöhen und die für das konkrete Vorhaben am besten geeigneten Fördermöglichkeiten zu identifizieren.
Fazit:
Das Thema Nachhaltigkeit im Handwerk ist angesichts der globalen Klimakrise zweifellos eine Herausforderung, aber auch eine Chance. Die anfänglichen Investitionen und die Notwendigkeit, bestehende Prozesse zu überdenken, können als Hemmnisse wahrgenommen werden. Diese Veränderungen erfordern erhebliche finanzielle und zeitliche Investitionen sowie eine Anpassung der mentalen Einstellung der Betriebsführung und der Mitarbeiter.
Die zunehmende Politisierung und die gesellschaftliche Fokussierung auf Umweltschutz eröffnen neue Marktchancen. Unternehmen, die sich proaktiv um nachhaltige Praktiken bemühen, können sich nicht nur als Vorreiter in ihrer Branche positionieren, sondern auch von einer wachsenden Zahl umweltbewusster Verbraucher profitieren. Die Nachfrage nach „grünen” Produkten und Dienstleistungen steigt stetig. Betriebe, die dies erkennen und umsetzen, stärken ihre Marktposition und bauen ihre Kundenzahl aus.
Darüber hinaus bieten staatliche und nichtstaatliche Förderprogramme finanzielle Unterstützung, die die ökonomischen Lasten der Umstellung abmildern können. Diese Hilfen reichen von Förderkrediten und Zuschüssen bis hin zu Beratungsangeboten, die Betriebe nutzen sollten. Die Verfügbarkeit dieser Ressourcen, gepaart mit einer strategischen Planung, ermöglicht es Handwerksbetrieben, die erforderlichen Veränderungen effizient und wirksam zu implementieren.
In einer Zeit, in der sowohl Konsumenten als auch gesetzliche Rahmenbedingungen zunehmend Wert auf Umweltverträglichkeit und soziale Verantwortung legen, ist Nachhaltigkeit der Schlüssel zum geschäftlichen Erfolg. Unternehmen, die sich anpassen und die notwendigen Investitionen in nachhaltige Praktiken tätigen, werden nicht nur langfristig wirtschaftlich profitieren, sondern auch aktiv zum globalen Umweltschutz beitragen.
Nachhaltigkeit ist im Handwerk kein Hemmschuh, sondern eine entscheidende Chance für zukunftsorientierte Unternehmen. Handwerksbetriebe, die Verantwortung übernehmen und nachhaltige Praktiken implementieren, steigern ihre Wettbewerbsfähigkeit, gewinnen neue Kunden und leisten einen positiven Beitrag zur Gesellschaft. Die Herausforderungen sind zwar nicht zu unterschätzen, aber mit den richtigen Informationen, Unterstützungen und einer proaktiven Haltung können sie erfolgreich gemeistert werden.