Liquiditätssicherung in Krisenzeiten

Es ist Krise angesagt. In den Medien rauf und runter wird von einem schweren wirtschaftlichen Stand gesprochen, unter dem die deutsche Wirtschaft zu leiden hat. Als Exportwirtschaft leidet sie unter globalen Konflikten, aber auch der Staat hält sich aufgrund von finanziellen Engpässen mit dringend benötigten Investitionen, vor allem in der Infrastruktur zurück. 

Hier steht das Handwerk noch gut da und zeigt sich, wie so oft, auch in Krisenzeiten als wichtiger wirtschaftlicher Stabilisator. Zwar ist die Stimmung im Bauhauptgewerbe angespannt, aber in vielen anderen Bereichen des Handwerks zeigt sich eine vorsichtige Entspannung. 

Viele Handwerksbetriebe kämpfen dennoch um ihr wirtschaftliches Überleben. Eine der Hauptursachen ist der Cashflow innerhalb ihres Unternehmens. Zeigen die Auftraggeber eine geringe Zahlungsbereitschaft, geraten die Unternehmen häufig in eine Situation, in welcher ihre eigene Liquidität in Schieflage gerät. Oft begleitet von existenzbedrohenden Folgen. 

Die Reaktion auf solch ein Momentum erfolgt oft emotional gelenkt. Kurzschlusshandlungen drohen und man läuft Gefahr, die eigene wirtschaftliche Situation viel schwerwiegender einzuschätzen, als sie eigentlich ist. Ruhe bewahren ist an dieser Stelle Pflicht! Sie haben viel mehr Handlungsspielraum als Ihnen im ersten Moment vielleicht bewusst ist, gerade dann, wenn sie zum ersten Mal in solch eine Situation geraten sind. 

Kostenmanagement und Ausgabenkontrolle

Die erste Idee in einer solchen Situation ist auch die plausibelste. Ich reduziere die Kosten! Reagieren Sie hier nüchtern, machen Sie eine Aufstellung Ihrer laufenden Kosten und versuchen Sie hier die verschiedenen Kostenblöcke zu gewichten. Oft fallen schon bei der näheren Betrachtung mögliche Einsparungspotenziale auf. Denkt man in dieser Richtung schnell an das Personal, sollte man hier vorsichtig und vorausschauend reagieren. Ihre Angestellten werden bedingt durch den gravierenden Fachkräftemangel schnell neue Arbeitsplätze finden, Sie aber mit einer Besserung ihrer Situation Probleme bekommen, das zuvor mögliche Auftragsvolumen wieder zu erreichen. Auch die entstehende Unsicherheit im verbleibenden Personal sollte hier nicht unterschätzt werden.

Können Verträge neu verhandelt werden? Kann ich durch neue Lieferanten Vergünstigungen erzielen? Wo entstehen Kosten, welche vermeidbar sind?

Liquiditätsplanung

Es empfiehlt sich, eine detaillierte Übersicht über die zu erwartenden Einnahmen den Ausgaben gegenüberzustellen. Auch hier könnten sich Möglichkeiten zur Entspannung bieten. Insbesondere bei den Ausgaben könnte man mit Lieferanten um Aufschub bitten und längere Zahlungsziele verhandeln. Auch wäre es bei Neukunden möglich, Zahlungsziele zu verkürzen, um die Einnahmen möglichst zeitnah zur Auftragserteilung zu erhalten.

Fördermittel und staatliche Unterstützung nutzen

In Krisenzeiten bietet der Staat Unterstützung an. Hier könnte z.B. Kurzarbeit helfen das Personal zu halten und die eigenen Lohnkosten zu senken. Auch die Kreditaufnahme oder das Beantragen von Unterstützungsmitteln bei einer staatlichen Förderbank wie der KfW wäre eine Möglichkeit, um die Notsituation zu überbrücken. 

Kundenmanagement und Auftragsakquise

Bestandskunden stellen eine nicht zu unterschätzende Möglichkeit dar, lukrative Folgeaufträge zu erhalten. Der Einblick in die Zahlungsabwicklung vorausgegangener Aufträge ist hier von großem Nutzen. Auf diese Weise lässt sich die Zahlungsmoral der Auftraggeber zuverlässig einschätzen und weitere böse Überraschungen sinken in ihrer Wahrscheinlichkeit. 

Im Laufe der eigenen Unternehmensgeschichte hat man sich oft auf bestimmte Bereiche des Marktes spezialisiert, obwohl die eigenen Kompetenzen auch ein Vordringen in andere Marktteile zulässt. Analysieren sie hier genau den Bedarf und eine mögliche Ausweitung ihres Tätigkeitsfeldes, selbst dann, wenn die Margen für sie geringer ausfallen. Schafft man hier zuverlässige Einkünfte, kann man auf der anderen Seite auch mehr ins Risiko gehen, um höhere Einnahmen zu erwirtschaften.  

Auch bei gestellten Angeboten mit offenem Status lohnt sich das Nachfassen und zwar solange bis der potentielle Auftraggeber reagiert hat. Auch wenn sie hier die Befürchtung penetrant rüber zu kommen, ist der Auftrag erst dann verloren, wenn hier eine Absage eingegangen ist. Selbst in diesem Fall können sie den Prozess für sich abschließen und aus ihrer Agenda streichen. 

Rechnungsmanagement

Rechnung schreiben. Oft als notwendiges Ärgernis betrachtet, stellt es das nachhaltige Heilmittel für die eigene finanzielle Schieflage dar. Wurde der Auftrag erteilt, stellen Sie die Rechnung dazu schnellstmöglich, um die Zahlungsfristen entsprechend kurz zu halten. 

Eine zunehmend längere Aufstellung offener Posten kann ein Hinweis auf ein nicht effizientes Mahnwesen sein. Nach Ablauf aller Fristen sollten die Fälle an ein Inkassounternehmen weitergegeben werden. Es sollte im Interesse jedes Geschäftsmanns und auch jedes Privatkunden liegen, die eigene Bonität zu pflegen. Es ist wichtig, sich von der Vorstellung zu lösen, dass eine solche Vorgehensweise den Kunden verärgern könnte. Sie fordern die Bezahlung für eine erbrachte Leistung ein. 

Effizienzsteigerung

Die Annahme, alle Abläufe im Unternehmen seien optimal gestaltet, ist insbesondere bei langjähriger Geschäftspraxis eine weit verbreitete Einstellung unter Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern. Selbst wenn die eigenen Defizite bewusst sind oder noch schlimmer die des eigenen Betriebes, schrecken Unternehmer vor Neuerungen zurück. Diese könnten einen Kraftakt darstellen, der Umdenken, ein gewisses Risiko und zeitlichen sowie finanziellen Einsatz bedeutet. 

In vielen Fällen sind es nicht die Geschäftsführer selbst, die eine gewisse Innovationsfeindlichkeit an den Tag legen, sondern die Mitarbeiter. Obwohl großes Potenzial in einer Überarbeitung und zeitlichen Straffung bestehender Arbeitsprozesse steckt, wird die bisherige Vorgehensweise beibehalten, da sie sich bewährt hat. Das genaue Erfassen von Arbeitszeiten stößt bei Angestellten oft auf Widerstand, da dies als Kontrollinstanz empfunden werden kann. Auch die Einarbeitung in neue Organisationsmittel wie eine Handwerkersoftware stößt bei Büropersonal oft auf mangelnde Begeisterung. Hier ist es wichtig, sich durchzusetzen, da eine Neuorganisation oft zu einer schnellen und deutlich spürbaren Rendite führt.

Krisenkommunikation und Transparenz

Es ist im Interesse jedes Unternehmens, eine finanzielle Notsituation zu vermeiden. Jeder Unternehmer ist sich dieser Gefahr bewusst und hat sie mit Sicherheit bereits in seiner Vorstellung durchgespielt. Durch Transparenz gegenüber Mitarbeitern, Auftraggebern und Lieferanten können gemeinsam Lösungen erarbeitet und Vertrauen geschaffen werden. Überlegtes Argumentieren und die Präsentation eigener Lösungsansätze eröffnen neue Wege, auf denen die eigenen Angestellten und Partner das Unternehmen unterstützen können. 

Unterbreiten Sie Ihren Auftraggebern und Lieferanten alternative Zahlungspläne, um Einnahmen und Ausgaben an die Notsituation anzupassen. Die Erfahrung zeigt, dass die Bereitschaft, hierauf einzugehen, größer ist als angenommen. 

Eine klare, direkte Kommunikation in alle Richtungen schafft Vertrauen. Es ist wichtig, in Ihren Botschaften konsistent zu bleiben und keine offenen Fragezeichen zu schaffen. Sollte es hier zu Schwierigkeiten kommen, werden diese lange in den Köpfen aller Beteiligten nachwirken und eine Unsicherheit gegenüber Ihrem Unternehmen schaffen, die noch lange zu spüren sein wird. 

Empathie gegenüber Auftraggebern und Geschäftspartnern zahlt sich aus. Ein respektvoller Umgang zeigt allen Beteiligten, dass ein gegenseitiges Interesse daran besteht, die Situation zu bereinigen.  

Es ist von großer Bedeutung, den Wert des eigenen Unternehmens nach außen hin zu verdeutlichen. Eine langjährige Beständigkeit, eine hohe Zahlungsmoral, eine wertige Arbeitsweise und Verlässlichkeit sind Indikatoren, die darauf hinweisen, dass eine hohe Chance besteht, der Krise zu begegnen. Die Formulierung gemeinsamer Ziele und die Bekundung des Interesses an einer Fortführung der Zusammenarbeit wecken auf der Gegenseite die Bereitschaft, die Partnerschaft aufrechtzuerhalten. 

Fazit:

In Krisenzeiten ist es für Handwerksbetriebe entscheidend, durch besonnene und strategische Maßnahmen die eigene Liquidität zu sichern und wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Durch sorgfältiges Kostenmanagement, effiziente Liquiditätsplanung und die Nutzung von Fördermitteln können finanzielle Engpässe überbrückt werden. Eine klare Kommunikation mit Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern stärkt das Vertrauen und fördert die gemeinsame Bewältigung der Krise. Langfristige Stabilität wird durch proaktive Anpassungen in der Auftragsakquise, dem Rechnungsmanagement und der Effizienzsteigerung erreicht.

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